Ypsilanti verhindert Naumann
Stattdessen spottete Ypsilanti noch vor der Wahl über die Machtversessenheit der Liberalen, beließ es dann zunächst halbherzig bei einem Gespräch mit deren Landesvorsitzendem und lässt nun offenbar parallel die Wahl durch die Linke anbahnen.
Sollte es zu dieser Wahl kommen, wird niemand Ypsilanti abnehmen, dass es keine Alternative gab. Diesen Vertrauensverlust wird sie lange Zeit nicht gutmachen können - vor allem deshalb, weil der Wortbruch derart dilettantisch vorbereitet wurde.
(Christoph Hickmann in der SZ)
Der Zeitpunkt ist derart ungeschickt gewählt, daß ich mich wirklich frage, ob die Führung um Kurt Beck noch alle Tassen im Schrank hat - bzw.: ob die SPD überhaupt noch von irgendwem geführt wird. Auf einem Wahlplakat hier in Hamburg liest man von: "Entspurt. Michael Nauman und Andrea Ypsilanti" - und ob Naumann den gemeinsamen Wahlauftritt cancelt oder trotzig durchzieht: das ist egal: der Schaden ist geschehen, und dürfte genau jene wenigen Prozente kosten, die zu einem knappen Wahlsieg hätten führen können.
Nach acht Jahren Ole und Schill, Verkauf von staatlichem Eigentum und Mißachtung eines Volksentscheids (um nur zwei der gröbsten Dinger zu nennen) wäre es wirklich an der Zeit, wieder echte Hamburger Verhältnisse zu schaffen - sprich: eine sozialdemokratisch geführte Regierung zu installieren. Ich war zum ersten Mal in meinem Wählerleben sogar bereit, der SPD die Stimme zu geben (und werde das auch tun) - und was geschieht?
Es ist zum Verzweifeln.
Nachtrag: Einen Tag später liest sich das dann doch ein wenig anders: offenbar hat sich Kurt Beck bei einem Mittagessen in kleinem Kreis zum Thema "Linkspartei" geäußert. Was genau gesagt wurde, kann die SZ nun doch nicht genau ermitteln (S.5) - obwohl sie mit großem Aufmacher verkündet: "Becks Alleingang verärgert SPD", und den Eindruck erweckt, der Parteichef habe ausdrücklich und unmißverständlich zum Kurswechesel aufgerufen. Und oben zitierter Kommentar klingt wieder ganz anders und erweckt den Anschein, Frau Ypsilanti selber habe sich geäußert.
Toll. Man muß also selber zum Journalisten werden und auf Recherche gehen, bevor man irgendwelchen Meldungen glauben kann. Und es wäre sicher interessant nachzuforschen, von wem die ganze Gerüchteküche ursprünglich in der Welt installiert wurde.