19.2.2008

Datenkraken 4

(Themenanfang)

Wenn man Worte wie "Überwachungsstaat" oder "Stasi 2.0" im Munde führt, meint man die Attacken des Staates auf die Bürgerrechte - z.B. die ebenso locker wie zahlreich vom allseits beliebten Schily-Nachfolger geführten Versuche, die grundgesetzlich geschützte Privatsphäre zu penetrieren.

Die Attacken von Google & Co. fallen in diesem Zusammenhang fast immer unter den Tisch. Das geht so weit, daß datensammelnde Dienste wie google-analytics von Blogs verwendet werden, die stolz auf ihre kritische Haltung zu dem Thema sind.

Man tut so, als ginge die Gefahr davon aus, daß der Staat "Informationen sammelt" - Abhören von vertraulichen Gesprächen, Kameraüberwachung auf öffentlichen Plätzen, Speicherung von E-Mail-Verkehr etc. - Wenn dies das Problem wäre, würde ich mit den Schultern zucken - oder, um im Bild zu bleiben: ware im Wald, Pilze pflücken.

Die Gefahr stellt die Verwendung dieser Daten dar (was eine wenig gehörte Binse ist); und verwenden kann man sie nur, indem man sie verarbeitet. Datenbanken (egal, woher sie kommen) ermöglichen genau dies: man kann (fast) beliebig große Datenmengen mit ihnen verarbeiten.

Ja was? es komme doch aber darauf an, wie und wer und zu welchem Zweck diese Verarbeitung erfolge (man kann darauf wetten, daß in der Diskussion nach kürzester Zeit die Analogie zum Messer und dessen möglicher Verwendung zum Brotschneiden wie zum Töten aufschlägt).

Genau dies ist das Problem. Wer Daten sammelt, verhält sich moralisch wertneutral; er ist in nichts besser oder schlechter als der Hersteller eines Messers (oder einer Pistole, mit der man einen Einbrecher erschießen kann, etc.). Datenbanken sind keine amorphe "Information", keine waberne Masse aus akustischen Geräuschen oder nahezu zufällig angeordneten Buchstaben: sie sind ein Werkzeug, und damit einer moralischen Zuordnung durchaus fähig: ein Messer kann in die Hand eines Mörders gelangen.

Und wer sind "die da oben", die ein Messer, so sie es zu fassen bekommen, nicht nutzen!

In diesem Zusammenhang sind die Verbrecherkarteien und lausig unterdimensionierten Computer der Polizei kaum der Rede wert. Zufällig befindet sich gerade bloß jenes viel zu oft erwähnte Messer in den Händen von - immerhin! mein Ironielevel liegt bei ca.50% Wahlbeteiligung - gewählten Volksvertretern.

Maschinenpistole und Panzerfaust liegen jedoch in den Händen von (- Anteilseignern, Aufsichtsräten, Vorständen - von = >) Mannschaften, deren Ziel sich jedes Bild entzieht.

Fröhliches googeln die Tage.

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