19.2.2015

Notiz - Der Euro auf dem Weg zum Nord-Euro

Norbert Häring vom Handelsblatt spekuliert in seinem Blog über mögliche Motive der Protagonisten des derzeitigen „Verhandlungspokers” über die Zukunft Griechenlands (wobei das Wort „Poker” eigentlich keinen Platz hat, wenn es um eine Weichenstellung für die Zukunft nicht nur Griechenlands, sondern Europas für die nächsten Jahrzehnte geht):

[…] Beide Seiten können kaum noch ohne Gesichtsverlust einen Kompromiss finden. […]

Ein wahrscheinliches Szenario ist dieses: Die griechische Regierung beschließt eine eigene Währung einzuführen, die sie selbst drucken lassen kann. Diese wertet stark ab. Die Währungsunion wird dadurch von der unauflöslichen Union zum Festkurssystem auf Widerruf. Zypern wird umgehend hinauskatapultiert. Portugal und Spanien wehren sich länger gegen die Spekulation auf einen Austritt, können ihn aber letztlich nicht verhindern. Italien als nächstes Land ebenso wenig. […]

In dieser Nord-Währungsunion hätte Berlin klar das sagen. Frankreich würde zurückgeworfen auf das bedingungslose Nachvollzehen der deutschen Finanzpolitik aus der Zeit des Franc fort unter Mitterand, damit es überhaupt mitmachen darf. […]

Der deutschen Exportwirtschaft wird die Aufwertung gegenüber den Südländern zwar wehtun. Aber wenn sie allmählich geschieht, erst Griechenland und Zypern, dann Portugal, dann Spanien, später erst Italien, und dort aufhört, ist das leicht erträglich.

Die Südländer werden zu billigen Urlaubsdestinationen und Lieferanten billiger Vorleistungen und Rohstoffe, sowie von nach Deutschland abwandernden Fachkräften und Akademikern. Kein ganz schlechter Deal auch für die deutsche Wirtschaft.

Denkt Berlin so? Ich weiß es natürlich nicht, aber ich fürchte – ja.

(Via; Hervorhebung von mir)

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