8.12.2014

Cubase 8 - Chord Pads (2)

Die Chord Pads kommen in der Debatte – soweit zumindest, wie ich sie momentan im 'net sehe – allenfalls als Tool für Anfänger vor. Die Sichtweise ist nicht ganz falsch, engt den Blickwinkel für mögliche Usecases/Workflows aber doch arg ein.

Tatsächlich stecken in dem Feature gewisse didaktische Möglichkeiten: wenn man sozusagen am „lebendigen Objekt“ erkunden kann, wie harmonische Zusammenhänge konkret klingen, kommt man als Lehrer mit seinem Schüler (bzw. als Autodidakt) wesentlich weiter, als wenn man Akkorde zB. in Notenschrift malt, und diese dann mit römischen Nummern für die Funktionsharmonik unterlegt. Es hilft schon sehr, wenn nicht nur der Lehrer die Akkorde auf dem Klavier im Zusammenhang anspielen kann, sondern auch ein Schüler sie gewissermaßen „on the tip of the finger“ hat – in diesem Fall: dem Finger auf der Computermaus. Gerade auch die „Advisor“ in den Chord Pads (auf die ich noch zurückkommen will, weil sich dort nicht nur in Bezug auf die grafische Oberfläche seit Cubase 7 etwas getan hat) bieten eine Menge Möglichkeiten für neuen Unterricht.

Wenn es um Anwendungsmöglichkeiten vom Chord Track (und – die Rückmeldungen beginnen gerade – der Chord Pads) jenseits der Lehrertätigkeit von erfahrenen Gitarristen und Pianisten geht, höre ich immer wieder denselben Einwand: das brauche man nicht; was der Computer hier macht, könne man selber; und zwar besser.

Das mit dem „Besser“ dahingestellt (und da ist sicher, in vielen Situationen, nicht nur ein Körnchen Wahrheit dran), will ich mit nur einem Argument dagegen halten: was einem Anfänger bestimmte Dinge überhaupt erst ermöglicht, erleichtert einem Könner dieselbe Sache.

Umkehrungen auf dem Piano kann ich – als eher mittelmäßiger Spieler – auch; dazu brauche ich keinen Computer. Wenn ich aber Übergänge zwischen Akkorden suche, bin ich regelmäßig dabei, diese zuerst zu Üben – zumindest dann, wenn es um mehr als den üblichen Kram geht, den ich schon seit eh her kann.

Sprich: wenn ich Akkorde suche, die auch nur geringfügig außerhalb meiner eigenen, unmittelbar von mir spielbaren Praxis liegen, bin ich mehr mit meinen spieltechnischen Limitierungen beschäftigt, als damit, so etwas wie einer „spontanen“ „Inspiration“ zu folgen. Spätestens hier kann der Computer mächtig helfen.

Ich lasse das für den Moment, als Denkfigur, mal so im Raum.


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