3.7.2013

Fußnote zum Niedergang der demokratisch verfaßten Gesellschaften

Boliviens Regierung wirft Portugal, Frankreich, Spanien und Italien vor, der Präsidentenmaschine am Mittwochabend die Überflugrechte entzogen zu haben. Die Länder hätten, so will es die Morales-Delegation wissen, den NSA-Whistleblower Edward Snowden im Flugzeug auf dem Weg ins Exil vermutet.

(SZ)

In der Geschichtsschreibung gibt es Daten, die von Historikern nachträglich mit Umbrüchen verbunden wurden (wobei sich diese Daten, wie auch deren Wertung, in der Geschichte der Geschichtsschreibung permanent verschieben). Dabei wurden diese Umbrüche von den Zeitgenossen meistens nicht als „Marker“ im Zeitstrom, sondern eher als kontinuierlicher Übergang erlebt, der sich zuweilen über Generationen erstreckte. Die Kaiserkrönung von Karl dem Großen; das Ende des römischen Reichs deutscher Nation; der Thesenanschlag Martin Luthers; das Ende des ersten wie des zweiten Weltkriegs; der Fall der Berliner Mauer; etc.pp.: das alles sind Zäsuren, die in der Zeit, in der sie stattfanden, wohl nie so wahrgenommen wurden, wie die Historiker sie dann auf den Tag genau datieren.

Ich wage mal eine Prognose: der 15. September 2008 (die Pleite von Lehman-Brothers) wird in zukünftigen Büchern über die Geschichte unserer Gegenwart als solch ein „Marker“ eine bedeutende Rolle spielen, um die Ereignisse um den Niedergang der demokratisch verfaßten Gesellschaften im Abendland gewissermaßen auf den Punkt zu bekommen.

Eine Fußnote wert ist dort dann sicherlich das, was sich heute ereignete: Europa macht den Luftraum dicht, um einen vermeidlichen Verbrecher (der – und darüber besteht wohl breiteste Übereinstimmung – ein Bürgerrechtler reinsten Wassers ist) auf den Boden zu zwingen, selbst um den Preis, jedes diplomatische Protokoll (sprich: den Anstand in der Beziehung zwischen Staaten) zu brechen.

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)