8.4.2013

Artful? – Waiting (1987)

Das einzige veröffentlichte Recording, bei dem ich auf der anderen Seite des Mischpults gestanden habe, ist offenbar auch nach mehr als zwei Dekaden nicht komplett in der Versenkung verschwunden. Lud Brönneke hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht, daß man die Schallplatte von „Artful?” digitalisiert und bei Rapidshare zum Download gestellt hat (es gibt dort auch eine Version in Flac).

Michael Michaelis (1987)
Michael Michaelis (1987)

Ich habe mich lange damit schwer getan, mir meine damaligen Fehler wieder anzuhören. Im Abstand[1] gefällt mir das, was wir damals gemacht haben, aber richtig gut. Sicher: das Schlagzeug klingt ganz großartig nach Plastik (was nicht die Schuld der Band ist), und Gitarrist und Bassist haben die Regler an den Effektgeräten ein wenig allzu großzügig aufgedreht (was ich – und wohl auch Peter – heute definitiv anders machen würde). Auch das Timing (besonders das des Bassisten) ist, an heutigen Maßstäben gemessen, naja: gewöhnungsbedürftig, to say the least.

Trotzdem ist das Musik jenseits ausgetretener Pfade, und zwar selbst aus der heutigen Rückschau.

Mein persönlicher Favorit: „Jack in the Green”. Das Stück ist mE. ein Paradebeispiel für eine überzeugende Balance zwischen Anteilen aus Komposition und Improvisation. Man findet dort auch ein Baßsolo, das aus meinen besseren Tagen überliefert ist, hinter dem ich heute noch stehen kann. Das ist eine echte Improvisation, bei der ich mich – je nach Tagesform – dazu entschieden habe, die Begleitung der Gitarre hier oder da im Unisono aufzunehmen (oder nicht).

Den Sound meines Basses kann man am Besten bei „16 Bar Bar” hören – das ist ein Fretless (wobei ich in einigen Stücken einen zweiten Baß, mit Bünden – Frets – spiele), im Sound inspiriert vom Kontrabaß, wenn auch mit allen spieltechnischen Vorzügen, die man mit dem kürzeren Fretboard sowie den tief liegenden Saiten hat.

Eins noch: no overdubs anywhere (abzüglich einer einzigen Ausnahme von ein oder zwei Takten zur Reparatur eines ansonsten gültigen Takes). Besonders beim Baß klingt das ja manchmal so, als hätte man in einem zweiten Take die „Harmoniestimme” „oben darauf gesetzt”: das sind jedoch „Tappings”, wie auf einem Chapman-Stick, mit beiden Händen auf dem Griffbrett, die ich damals live konnte. – Der andere Anteil an der „Magie” kommt von einem (Hardware-)Sequencer, den Lud aufwändig programmiert hat, und, bei „Waiting”, von seiner Kombination aus Live-Spiel eines Synthesizers und der Verwendung von dessen Spielhilfen (der letzte Akkord im Vorspiel bei „Waiting” ist live eingespielt, danach mit einem Pedal auf „ewig Halten” gestellt, dann MIDI-Volume auf 0, um den Akkord später wieder einzublenden).


It's just a Pop-tune (L. Brönneke)

Aberfield (P. Wulff)

Jack in the Green (L. Brönneke)

Scrocrombie (P. Wulff)

Waiting (L. Brönneke)

16 Bar Bar (P. Wulff)

Walzer M. (P. Wulff)


Peter Wulff – guitar
Michael Michaelis – bass
Lud Brönneke – drums, sequenzer-progr., drum-computer

  1. [1] Im Abstand von mehr als 25 Jahren kann ich all das wohl so sagen – der Text oben ist keine Selbstbeweihräucherung, sondern die Erzählung über eine Person, die ich kaum noch kenne.
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