17.12.2012

Nun heißt es doch tatsächlich: Die sinkenden Reallöhne seien „Ausdruck struktureller Verbesserungen“ am Arbeitsmarkt.

Nach dieser Legende gibt es in der Bundesrepublik keine materielle Armut mehr, denn […]: „In Deutschland haben die Armen Geld genug“. Armut ist also keine soziale Frage und Armutsbekämpfung damit keine Frage des Geldes. Sondern: Armut ist eine Frage der Haltung, der eigenen Verwahrlosung und damit selbstverschuldet. Kurzum: Armut ist asozial und geht zu Lasten der Fleißigen.

[…] Angeblich leben diese Armen glänzend von der Versorgungsindustrie, sprich: von sprudelnden Hartz IV-Gaben. Und „Springer“-Chef Mathias Döpfner bringt es nur noch zynisch auf den Punkt: „Ich begreife den Staat nicht als Getränkeautomaten, von dem sich jeder etwas abzapfen kann, der gerade Durst hat.“

Das jedoch ist ein völlig falsches Bild der herrschenden Armut. Längst gibt es wieder eine Unterschicht, von der sich das saturierte Bürgertum massiv abgrenzt. Zu dieser neuen Unterschicht gehören Hunderttausende, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und sich heute, im Alter und nach dem Verlust der Arbeit, nicht einmal mehr einen Kino- oder Theater-Besuch leisten können. Gleichzeitig subventioniert sich die angeblich so ausgebeutete Mittelschicht selbst ihre Theater- und Opern-Karten – genauso wie die Autobahnen und Intercitys, deren Benutzung mangels Autos und nötigem Kleingeld sich Hartz IV-Empfänger schon lange nicht mehr leisten können.

(Gegenblende; via.)

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