Die Misogynie der NachDenkSeiten

Ich schätze die NachDenkSeiten ja sehr. Das ist eine der wenigen Informationsquellen, die sich im deutschen Internet (sogar in der gesamten Medienlandschaft) finden lassen, die den neoliberalen Mainstream konsequent kritisch begleiten und hinterfragen. Dabei stimme ich nicht jeder der dort vorgebrachten Positionen zu – zB. halte ich die These von der „Meinungsmache” der angeblich gleichgeschalteten deutschen Medien in ihrer kindlichen Einfachheit für eher absurd. Trotzdem ist dies seit längerem meine Referenz, wenn es um ökonomische Themen geht.

Wenn ich mir den jüngsten Artikel beim Spiegelfechter ansehe (der Hausherr dort, Jens Berger, ist seit einiger Zeit aktiver Mitarbeiter bei den NachDenkSeiten), wo ausgerechnet der notorische Frauenfeind (sorry: „Männerrechtler”) Arne Hoffmann eine längere Rede schwingen darf (deren Thesen Berger in den Kommentaren nachdrücklich verteidigt), frage ich mich schon, wie es um den Hintergrund des politischen Standpunkts der gesamten Mannschaft um den NachDenkSeiten-Herausgeber Albrecht Müller bestellt ist.


[Nachtrag:] Ich habe beim Spiegelfechter kommentiert (in einer Paraphrase des Statements oben):

Lieber Jens Berger,

ist Dir eigentlich klar, was für einen Schaden Du damit anrichtest, einen bekennenden Frauenfeind (sorry: „Männerrechtler“) wie Arne Hoffmann hier in Deinem Blog so ausführlich zu Wort kommen zu lassen?

Es ist ja nicht nur so, daß Du Deine eigenen – meist sehr klugen – Analysen zu politischen und ökonomischen Dingen komplett desavouierst, indem Du Dich zu einem vorsintflutlichen Stand der Erkenntnistheorie über den Unterschied zwischen den Geschlechtern bekennst.

Dein Name ist mittlerweile mit den NachDenkSeiten verbunden, und ich bin bestimmt nicht der Einzige, der sich mittlerweile fragt, ob man Albrecht Müller oder Wolfgang Lieb noch über den Weg trauen kann, wenn sie mit jemanden zusammenarbeiten, der sich in Genderfragen derart – ich sage es mal vorsichtig: „pointiert“ – positioniert.

(Link oben auch im originalen Kommentar.)

Dies ist die Antwort von Jens Berger:

Lieber Michael Michaelis,

was soll ich von einem Leser halten, der jedes mal, wenn auf diesem Blog ein Artikel zu “Genderfragen” veröffentlicht wird, hier anrauscht, mit viel Tammtamm und wenig Argumenten auf die verbale Pauke haut und den Autoren und mir droht? Ich fasse das ganz klar als Versuch auf, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken und Zensur auszuüben. Da bist Du bei mir aber an der falschen Stelle, lieber Michael.

Dennoch ist Dein Beitrag sehr lehrreich für die Radikalität, die auch im Artikel von Arne Hoffmann angesprochen wird. Diese Form der Indoktrination kenne ich sonst nur von den Themenfeldern “Islam kontra Rechtspopulisten” und “Israelgegner kontra Israelfreunde”. Beides Themen, die viele Publizisten daher lieber gar nicht erst behandeln, da sie den Shitstorm fürchten. Macht Ihr mal, ich habe ein breites Kreuz und ignoriere nicht die Themen, sondern den Shitstorm, der in seiner ganzen Lächerlichkeit so wunderbar berechenbar ist.


[Nachtrag 2:] Der Artikel ist beim Spiegelfechter (kommentarlos) verschwunden, wobei allerdings die Links oben nach wie vor funktionieren. Auch die Verlinkung in den "Hinweisen des Tages" vom 20.4. bei den NachDenkSeiten wurde gelöscht.

[Nachtrag 3:] Die Verlinkung bei den NDS ist wieder aktiv, und von Platz 2 (?! wenn ich das richtig erinnere) auf Platz 16 nach unten gerutscht – ich verfolge das nicht länger; bored now.