Ökonomie steht vor totaler Neuorientierung

Beim ersten Mal hat es fast sieben Jahre gedauert. So viel Zeit verstrich zwischen dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 und dem Erscheinen der "Allgemeinen Theorie" von John Maynard Keynes im Jahr 1936. Der britische Nationalökonom rechnete darin grundlegend mit seinen Fachkollegen ab.

Die bis dahin gängigen Theorien seien allesamt nicht in der Lage, die Große Depression zu erklären und könnten der Politik keine Auswege weisen. "Die orthodoxe Wirtschaftslehre", urteilte Keynes im Vorwort seines Werkes barsch, "ist auf der falschen Fährte." Das Fach müsse nichts weniger als "aus den alten Denkmustern ausbrechen". In der "Allgemeinen Theorie" legte Keynes die Basis für ein neues Paradigma, das das Fach drei Jahrzehnte lang beherrschen sollte.

Heute, ein gutes Dreivierteljahrhundert später, steckt die Wirtschaftswissenschaft nach Ansicht vieler Beobachter in ganz ähnlichen Problemen: Die 2007 ins Rollen gekommene Finanz- und Wirtschaftskrise führte die Welt nicht nur an den Rand einer zweiten Großen Depression. Sie hat auch eine zunehmend hitzige Debatte darüber angefacht, ob wichtige Teile der Volkswirtschaftslehre auf dem falschen Gleis unterwegs waren.

Immerhin: das kann man heute im Handelsblatt lesen. Von „hitzigen Debatten” sehe ich allerdings nur wenig.