22.12.2011

Writing things we can no longer read (5)

(Thema)

Das FBI schlug noch am Flughafen zu: Sergey Aleynikow war kaum aus der Maschine gestiegen, als die Bundespolizisten dem damals 39-Jährigen am 3. Juli 2009 die Handschellen anlegten. Über Wochen hatten die Fahnder den IT-Spezialisten beobachtet. Der Ex-Mitarbeiter von Goldman Sachs hatte dem Geldhaus einen Quellcode für den automatisierten Börsenhandel gestohlen – das Hirn einer komplexen Software, mit der sich an den Finanzmärkten weltweit Milliarden verdienen lassen. Acht Jahre muss Aleynikow dafür ins Gefängnis.

Der spektakuläre, hart bestrafte Datenklau macht deutlich, wie wichtig automatisierte Computerprogramme an den Finanzmärkten geworden sind. Sie sind heute die wichtigsten Akteure auf den Finanzmärkten. In New York, dem bedeutendsten Börsenplatz der Welt, werden heute mehr als 70 Prozent der Aktien von Rechnern bewegt.

Der Artikel in der ZEIT verharmlost hier maßlos, auch wenn zumindest das Gewicht benannt wird, das der HFT-Handel mittlerweile einnimmt: 70 Prozent der Transfers an den Börsen weltweit (es geht um über zwei Billionen Dollar – täglich!) werden von Computerprogrammen abgewickelt, die kein Mensch mehr kontrolliert, ja kontrollieren könnte.

Ich finde bei Google wenig, wie diese „Dark Pools" funktionieren. Gerald Braunberger hatte im Blog von Thomas Strobl (das mittlerweile offline ist) darauf hingewiesen, daß man es hier mit sehr kleinen Teams zu tun hat. Meine eigene Erfahrung bei der Entwicklung von Software führt zu einem Horrorgemälde: eine Handvoll begabter, an den Folgen ihres Tuns nicht weiter interessierte Gruppe von Hackern schreibt Software, die es einigen wenigen Managern erlaubt, mehr als nur gut damit zu verdienen. Ich kann mir leicht vorstellen, daß hier eine Crew von vielleicht zwei oder drei Programmieren ausreicht, um die Algorithmen zum Laufen zu bringen. Da fehlt dann nur noch ein Investor, der über genug Geld verfügt, um die Infrastruktur zu schaffen – und der dürfte ohne weiteres zu finden sein angesichts der Renditen, die sich in diesem Geschäft verwirklichen lassen.

Verschwörungstheorie? Ganz bestimmt. Man weiß sehr wenig, wie HFT konkret funktioniert, jenseits der Tatsache, daß dort richtig Geld bewegt wird. Ich hätte aber schon die eine oder andere Idee, wie eine Heuristik aussehen könnte, die von Kursschwankungen von beliebigen Assets in Echtzeit profitiert. Ich bräuchte noch die Daten und einen C++-Compiler (und, natürlich, die Abwesenheit eines Gewissens für die Folgen meines Tuns).

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