11.4.2011

Nominalismus

Die Wikipedia beschreibt das Grundproblem im sog. „Nominalismusstreit“ (dort bezeichnenderweise unter dem Stichwort „Universalienproblem“ abgelegt) folgendermaßen:

Begriffe haben die Funktion, Gegenstände, Vorgänge oder Eigenschaften zu kennzeichnen. Sie tragen eine Bedeutung, und jedermann wird anerkennen, dass der Satz „Die Rose ist rot.“ auf Wahrheit überprüft werden kann, also sinnvoll ist. Sowohl „Rose“ als auch „ist rot“ (sogenannte Prädikatsausdrücke) können auf mehrere Gegenstände bezogen werden. Allgemeine Anwendbarkeit gilt für alle Begriffe mit Ausnahme von Namen, die ein Besonderes, ein Individuum, vom Allgemeinen unterscheiden sollen.

Das ist die Formulierung des Problems komplett aus universalistischer Perspektive – es herrscht eben keine Einigkeit darüber, daß man prinzipiell objektiv entscheiden kann, ob Sätze wahr oder falsch sind; ebenso wenig wie über die These, daß Begriffe „Dinge” „bezeichen”.

Begriffe haben keine „Funktion“; sie haben eine eigene Wirklichkeit. Sprache ist nicht „bezogen“ auf eine äußere Welt, sondern die einzige Vermittlung zwischen den Menschen und der Welt. Die Welt dort draußen ist nicht etwas, was die Subjekte nur bezeichnen müssen, um ihrer habhaft zu werden – das „dort draußen“ ist keine ausgemachte Sache, über die man nur noch korrekte, „richtige“ Begriffe bilden müßte. Es ist ganz anders: den Subjekten bleibt nichts übrig, als mit Begriffen zu operieren, die sie irgendwie mit Wirklichkeit verbinden, die jedoch einer eigenen Logik folgen. Es gibt keine Objektivität jenseits von Sprache; die Menschen sind zum Sprechen verdammt.

In meiner Definition von Nominalismus (und im Rahmen dieser Definition zähle ich mich selber zum Verein) ist die sog. „objektive“ Wirklichkeit nur eine Möglichkeit; eine Welt knapp vor dem Horizont der Wahrnehmung der Sinne, aber erst hinter dem Operieren von Sprache.

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