22.10.2009

Jack Wolfskin: Die Wolfstatze verschickt Abmahnungen an Hobbybastler

[Der folgende Text - an dem ich fürs Blog noch nachbessert habe - ging via E-Mail an Jack Wolfskin. Wenn von dort eine Antwort kommt, die über vorgefertigte Textbausteine aus der PR-Abteilung hinausgeht, werde ich die hier nachtragen.]

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor kurzem habe ich mir eine neue Jacke gekauft, und zwar eine All-Terrain von Jack Wolfskin. Dabei wollte ich eigentlich einen Bogen um diese Marke machen, da ich von den lebenden Werbesäulen, die mir in Gestalt der Träger dieser Kleidung entgegenkommen, eher irritiert bin. Auch der Aufwand, mit dem hier im Fernsehen Werbung betrieben wird, wirkt auf mich eher abschreckend. Ich werde mit den Charakteren in der Werbung zwar nicht zwangsweise identifiziert, wenn ich das Label trage, aber doch zumindest mit ihnen in Verbindung gebracht. Mir mißhagt es, daß in der Werbung eine Assoziation mit einer jungen, schönen Frau hergestellt wird - man könnte vermuten, daß meine Kaufentscheidung dadurch beeinflußt ist, bei jener Frau Punkte zu sammeln. Genau das Herstellen solcher Assoziationen ist ja der Sinn jeder Werbung, und das ist auch der Grund, warum sie bei mir nicht funktioniert.

Vielleicht leuchtet Ihnen das ein, vielleicht scheint es Ihnen aber ein wenig gar zu quer um die Ecke gedacht. Ich habe mich jedenfalls trotz der Werbung für die Jacke entschieden, und zwar deshalb, weil mir die Qualität der Verarbeitung und der Sinn für die Details gefallen hat (der Preis spielt hier für mich eine eher untergeordnete Rolle, obwohl die geforderte Summe hoch genug ist, um auch einen sog. Besserverdienenden zum Nachdenken zu bringen). Dabei hat die Verkäuferin (hier in Hamburg, im Flagship-Store an der Mö) wesentlich bessere Überzeugungsarbeit geleistet, als jede Werbung dies könnte. Das Label hätte ich auch jetzt lieber versteckt im Innenfutter als leuchtend außen für jedermann sichtbar - es war aber für mich jetzt immerhin positiv besetzt.

Nun erfahre ich, daß Ihre Rechtsabteilung mit Abmahnungen gegen den Internet-Shop Dawanda sowie dort tätige User vorgeht, weil Sie der Meinung sind, daß man dort gegen die Markenrechte Jack Wolfskins an der „Wolfstatze“ verstoßen habe. Ich erspare es mir, die konkreten Umstände auszuführen – in der Blogszene hinterläßt die Geschichte deutlich sichtbare Wellen, und Details findet man u.a. im Handelsblatt und beim Werbeblogger.

Ich habe für solch ein Vorgehen überhaupt kein Verständnis, und ohne hier im Einzelnen prinzipielle Überlegungen zum Status geistigen Eigentums in unserer Gesellschaft vorzutragen, ist die Art und Weise, in der Privatpersonen mit hohen dreistelligen Summe zur Kasse gebeten werden, schlicht unakzeptabel. In meinen Augen ist solch ein Vorgehen ein Beschäftigungsprogramm für Anwälte, die sonst nichts Gescheites gelernt haben, und grenzt an die Masche von Trickbetrügern. Ich bin nicht allein, wenn ich derartig drastisch werte.

Wenn mir dieses Gebaren im Vorfeld bekannt gewesen wären, hätte ich sicherlich noch länger nach einer Alternative zu der Jacke gesucht. So bleibt es bei einer gewisse Verärgerung, die jedesmal hochkocht, wenn ich sie vom Kleiderhacken nehme.

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Michaelis

Update: Jack Wolfskin hat die Abmahnungen zurückgenommen, hält aber an seiner prinzipiellen Position fest.

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