28.9.2009

Freiheit & Not

(Themenanfang)

In nahezu sämtlichen (politischen) Debatten geht es irgendwann um den Begriff der Freiheit. Es kann stutzig machen, daß das Streben nach Freiheit als Begründung für mitunter unterschiedlichste, einander widersprechende Ziele auftaucht. Da liegt dann der Verdacht nahe, daß der Begriff in unterschiedlicher Definition verwendet wird. Unstrittig ist einzig, daß er positiv konnotiert wird – nur dadurch eignet er sich als Scharnier und Angelpunkt des politischen Diskurses.

Zunächst fällt auf, daß „Freiheit” häufig als von anderem bedroht erscheint - von äußerem Zwang, oder staatlicher Zensur beispielsweise. Der Begriff wird hier definiert durch das, was er nicht ist, von der Seite seiner womöglich bevorstehenden Nichtexistenz – wobei eine „positive” Definition außen vor bleibt und gar nicht erst versucht wird. Der Zwang beispielsweise, bestimmte Gesetze einzuhalten, dient dann dazu, diese Gesetze als freiheitsfeindlich zu denunzieren. Zensur unterdrückt, aus dieser Sicht, die freie Verbreitung von Inhalten, in welcher Form auch immer, sei es Schrift, Bild oder Ton, und wird deshalb grundsätzlich abgelehnt. Dieser prinzipiellen Ablehnung von „Unterdrückung”, gleich welcher Art, steht jedoch kein positives Bild dessen gegenüber, was ohne diese Unterdrückung gelingen würde.

Eine positive Deutung des Begriffs kann man versuchen, wenn man Freiheit als Freiheit der Auswahl begreift - als Entscheidung für etwas Bestimmtes. Dabei geht es nicht um die Auswahl zwischen materiellen Dingen - der Wahl einer bestimmten Sorte Eis an der Bar etwa, oder jener des Autos, das man besitzen will und fährt[1]. Vielmehr geht es um die Entscheidung zwischen verschiedenen Möglichkeiten des eigenen Handelns. Dies setzt zunächst voraus, daß man tatsächlich eine Auswahl hat, und nicht etwa nur Dieses machen kann, um weiter zu leben, weil die Entscheidung für Jenes bedeutet, daß man stirbt. Solche Entscheidungen gehören ins Reich der Notwendigkeit, nicht in das der Freiheit[2]. Wer freiheitlich über das eigene Handeln bestimmt, wählt zwischen Wegen, die in keiner Weise deterministisch vorherbestimmt sind. Hier entscheidet man über Möglichkeiten und Hoffnungen, nicht über eine ausweglose Situation.

Wer solche Entscheidungen trifft, folgt in letzter Instanz bestimmten sittlich-moralischen Werten. Ich stelle mich mal für einen Moment auf den Standpunkt eines Kindes, und behaupte, daß es das „Gute” und das „Böse” gibt, denen man alle Werte zuordnen kann[3]. Wenn man dieses „Setting” für einen Moment akzeptiert, muß man zunächst auch zustimmen, daß jede Entscheidung, die auf Werten basiert, zwischen „Gut” und „Böse” auswählt.

Demnach könnte man Freiheit definieren als Möglichkeit für eine Entscheidung zwischen Gut und Böse.

  1. [1] Es gibt allerdings wohl nicht so selten Menschen, die den Grad ihrer persönlichen Freiheit gerade an der Bestimmung über materielle Dinge messen - für das „Eis” muß man dann nur die „Villa” oder „Jacht” setzen.
  2. [2] Dabei gibt es eine eigene Kategorie von Entscheidungen, die darüber entscheiden, in welches dieser Reiche man eine andere Entscheidung einordnet - dazu später mehr.
  3. [3] Dabei stelle ich zunächst die Frage beiseite, wer dies warum tut.
(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)