Internet-Manifest

Eigentlich wollte ich mich aus der Debatte um das sog. Internet-Manifest[1] heraus halten. Das hat bisher ja auch prima geklappt - um den Preis, daß ich momentan jede Lust verloren habe, mich zu irgendeinem Thema hier im Blog zu äußern. Meine Reaktion besteht immerhin darin, meine „Blog”-Rubrik ins „Notizbuch” umzubenennen, und meine Blogroll komplett zu entfernen.

Ich weiß ja - ich tue damit all jenen Unrecht, die sich heute noch als Blogger bezeichnen und nichts dafür können, daß man den Begriff langsam, aber stetig enteignet[2]. Trotzdem habe ich keine Lust, auch nur in die Nähe der Metadiskutanten über die Rolle des Internet für die Medienwelt der Zukunft zu rutschen. Wohlverstanden: Medienkritik ist bitter notwendig, und bloggende Journalisten sind ein echter Fortschritt. Selbst das Thema, wie man Geld mit Netzpublikationen verdient, ist es wert, diskutiert zu werden, und ein Blog, das Werbung schaltet, steht nicht automatisch unter dem Generalverdacht der Meinungsmanipulation.

Was mich jedoch hochgradig nervt, ja geradezu persönlich beleidigt, sind bloggende Journalisten, die auf ihrer Website nicht nur Werbung schalten, sondern auch noch versuchen, das Internet in der Sprache von Werbung und PR zu erklären - ein Internet zudem, das sie lediglich mit Texten tapezieren, vor dessen Funktionieren sie jedoch letztlich sprachlos kapitulieren, weil ihnen jedes technische Verständnis fehlt.

  1. [1] Im betreffenden Thread bei Stefan Niggemeier - der das Manifest mit unterzeichnet hat und es auf seinem Blog vorstellt und verteidigt - finden sich mittlerweile mehr als 400 Kommentare.
  2. [2] Jeder Hacker (bspw. ich) kann ein Lied davon singen, wie ein Begriff sich in sein Gegenteil verdreht.