23.7.2009

Most 2009 (4 - die Runden mit Nina Prinz)

(Kompletter Text)

Nina Prinz (Salzburgring 2009)

Foto: Homepage Nina Prinz
(mit ihrer freundlichen Genehmigung)

An den ersten beiden Tagen stand Nina Prinz für jeweils zwei Stunden als Instruktor zur Verfügung, 1/2 Stunde für €25,- (was in meinen Augen ein echtes Schnäppchen ist). Ich hatte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und ein Training für den zweiten Tag gebucht. Eigentlich ist das für mich paar Nummern zu groß. Die Instruktoren der Zweirad-Akademie sind immer noch in der Lage, mir weiterzuhelfen. Da braucht es nicht unbedingt jemanden, der in der Top-Ten der IDM mitfährt - sollte man meinen (und so dachten offenbar die meisten Teilnehmer der Veranstaltung - insgesamt wurde Nina gerade dreimal gebucht). Es stellte sich aber heraus, daß diese scheinbare Überforderung genau richtig ist, wenn man wirklich weiter kommen will.

Die ersten drei Runden ist Nina vorweg gefahren, und zwar mit einer 15(?) Jahre alten 916er-Ducati, die von einem der Instruktoren zur Verfügung gestellt wurde. Ihr Material war damit meinem eigenen keinesfalls überlegen, und in diesem Bewußtsein war ich sicher, daß das, was Nina vorgibt, auch mit meiner Maschine möglich ist. Ich habe mich also einfach dran gehängt - und war auf Anhieb wesentlich fixer und vor allem flüssiger unterwegs, als in allen Turns zuvor. Dabei mußte ich (in einer Mischung aus bewunderndem Grinsen und heimlicher Frustration) ein ums andere dabei zusehen, wie Nina sich in aller Seelenruhe auf ihrer Maschine umsetzte und nach hinten schaute, um festzustellen, ob ich noch mitkomme.

Die von Nina vorgegebene Linie fand ich auf Anhieb einleuchtend. An bestimmten Stellen hat sie sich nicht gescheut, auch über die Curbs zu fahren, die ich bis dahin um jeden Preis vermieden hatte. Gerade im „Kurvengeschlängel” vor der Kehre in die Gegenrichtung macht sich das deutlich bezahlt, weil man auf einige Kurven plötzlich geradeaus zusteuert, und ein komplett aufgerichtetes Motorrad abbremsen kann.

In den nächsten drei Runden fuhr ich dann vor (was dann Grundlage für Kritik in der Nachbesprechung wurde), und in der letzten Runde ein letztes Mal Nina, so daß ich meine eigene Linie noch einmal mit ihren Vorgaben abgleichen konnte.

Die Nachbesprechung fand ich mindestens ebenso spannend, wie den praktischen Teil. Sie hat da ein paar Sachen aus dem Nähkästchen geplaudert, die mir zum Teil neu waren, zum Teil zu einander widersprechenden Meinungen gewissermaßen ein Machtwort sprachen.

  • Grundsätzlich gilt bei der Linienführung ein Aspekt, den ich schon von Bernt Spiegel kenne: es kommt auf die letzte Kurve vor einer Geraden an. Wenn davor ein „Kurvengeschlägel” (O-Ton Nina) liegt, muß man die Linie so anpassen, daß sie in der letzten Kurve „aufgeht”.

  • Beim Rausbeschleunigen aus der Kurve gilt: lieber einen Tick später ans Gas, dafür aber mit voller Konsequenz.

  • Man sollte es vermeiden, in Schräglage zu schalten. Notfalls schaltet man bereits vor einer Kurve hoch, auch wenn dadurch die Drehzahl soweit abfällt, daß man nicht mehr die komplette Leistung zur Verfügung hat.

  • Wechselkurven fährt man komplett am Gas - man schließt nicht etwa den Gaszug, wenn man die Maschine umlegt, sondern korrigiert hier allenfalls ein wenig.

Die drei letzten Punkte haben gemeinsam, daß sie für mehr Ruhe im Motorrad sorgen. Eine ruhige Fuhre ist im Zweifelsfall wichtiger (und schneller) als eine, bei der das letzte Quentchen an Leistung zur Verfügung steht.

Nächste Woche ist Nina Prinz wieder Gast bei der Zweirad-Akademie, diesmal auf dem Lausitzring. Ich weiß nicht genau, wie die Zusammenarbeit diesmal aussehen wird, und ich muß gestehen, daß ich das auch gar nicht wissen will. Den Termin am Lausitzring hatte ich schon im November letzten Jahres gebucht, und seit Monaten Urlaub dafür fest eingeplant - ein weiteres Treffen mit Nina wäre da das extra Sahnehäubchen oben drauf gewesen. Schade, schade - aber ich habe da eine etwas verrückte, gar nicht mal völlig abwegige Idee für die nächste Saison im Kopf.

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