Online-Petitions-Webseite des Bundestages

Die neue aber altbackene Online-Petitions-Webseite des Deutschen Bundestages führt den Nutzer zurück ins Web 1.0. Sie verdeutlicht ein Problem öffentlicher Ausschreibungen, das vermutlich nicht nur im IT-Bereich auftritt: die Ausschreibenden haben in der Regel wenig Ahnung von der Materie, müssen aber gleichzeitig fast immer das günstigste Angebot nehmen. Das Ergebnis im Fall der Petitionswebseite: Die zugrunde liegende Software hat kritische Sicherheitslücken, viele Anforderungen des Lastenheftes sind nicht eingehalten worden, die Datenschutzbestimmungen des Telemediengesetzes wurden ignoriert, die Webseite ist schwer bedienbar - und sieht einfach furchtbar altmodisch aus.
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Man kann sich das in etwa so vorstellen: Angenommen der Bundestag bräuchte ein neues Parlamentsgebäude und schreibt die Erstellung eines Gebäudes mit Plenarsaal und Zuschauertribüne aus. Eine Baufirma hat zufälligerweise noch ein altes und schon lange leerstehendes Opernhaus herumstehen und bietet dieses besonders günstig an: die Zuschauertribüne bräuchte nur etwas Kosmetik und die Bühne könnte zusammen mit dem Orchestergraben zum Plenarsaal umgebaut werden. Dass die vorhandene und nicht ohne großen Aufwand änderbare Audio-Verkabelung dafür sorgt, dass ohne Tricks nur ein einziges Mikrofon angeschlossen werden kann, das sagt die Baufirma nicht dazu, sondern engagiert lieber einen Zauberer, der eine Illusion von mehreren Mikrofonen schafft.

(Via Perl-Blog - interessante Hintergrundinformationen.)