29.4.2009

Anekdoten von der Simulation der Freien Marktwirtschaft

Soso, da hat es die Deutsche Bank doch tatsächlich geschafft, mal wieder eine positive Meldung zu produzieren: 1,8 Mrd. Euro Gewinn im letzten Quartal, das ist doch schon mal gar nicht schlecht, da kann man dem Herrn Ackermann nur gratulieren, nicht wahr. - Aber ein bißchen komisch ist das schon, daß die meisten Gewinne ausgerechnet im Bereich des Investment-Banking gemacht wurden? Ist das denn nicht genau dieses Gebiet, in dem sich die Blase überhaupt erst gebildet hatte, von deren Platzen uns gerade die Ohren dröhnen?

Ich kenne mich im ganzen Bilanzgeschiebe, das im Bankenwesen offenbar möglich (und wohl sogar üblich) ist, nicht aus - aber soviel verstehe ich dann doch:

Klar ist aber auch, dass die Gewinne der Deutschen Bank deutlich geringer ausgefallen wären, wenn das Institut nicht einzelne Positionen innerhalb der Bilanz verschoben hätte. Wie viele Risiken noch in den Büchern stehen, bleibt in weiten Teilen im Dunkeln.
Diese Unsicherheit ist politisch gewollt. Um den teuflischen Kreislauf von ständigem Abschreibungsbedarf und immer breiteren Rettungsschirmen für die Banken zu durchbrechen, haben die europäischen Regierungen die Bilanzregeln deutlich aufgeweicht. Im Fall der Deutschen Bank war diese Politik insofern erfolgreich, als Abschreibungen in Höhe von 1,2 Mrd. Euro vermieden wurden.

(FTD)

Da steckt allerdings noch mehr dahinter:

Die hervorragenden Quartalszahlen sind dank geänderter und komplett intransparenter Bilanzierungsregeln vielleicht nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. In einer jüngst veröffentlichen Vergleichsstudie schneidet das Risikomanagement der Deutschen Bank miserabel ab. Die Rückstellungen der Ackermänner betragen lediglich 0,71 Prozent des Kreditportfolios – international sind nur zwei Großbanken noch schlechter aufgestellt.
[...]
Wo stünde die Deutsche Bank ohne die gigantischen Schutzschirme und Rettungsgelder, die andere Institute weltweit von den Regierungen bekommen? Ohne die 9,1 Milliarden Euro amerikanischer Steuergelder, die alleine vom verstaatlichten US-Versicherungskonzern AIG an die Deutschbanker flossen, wäre aus dem Quartalsgewinn von 1,8 Milliarden Euro ein Quartalsverlust von 7,3 Milliarden Euro geworden. Wie hoch die gesamte Summe an Steuergeldern ist, die die Bilanz der Deutschen Bank aufhübschen, ist aufgrund der fehlenden Transparenz nicht zu sagen. Fest steht jedoch, dass die Deutsche Bank ohne diese Hilfen selbst vor dem Kollaps stünde.

(Jens Berger im Freitag)

Ist das nicht hübsch? Statt zu begreifen, daß man gerade noch einmal - dank massiver staatlicher Hilfen - davon gekommen ist, werden eben diese Hilfen dazu benutzt, die Lage schön zu rechnen, damit man weitermachen kann wie bisher. Auch jetzt noch hält Ackermann unbeirrt an den Renditezielen von 25% fest - und die sind ja sogar realistisch:

Nun ja, die 25 Prozent Eigenkapitalrentabilität posaunt Ackermann natürlich gerade deshalb immer wieder heraus, weil er weiß, dass er damit die Politiker ärgern kann. Die wissen natürlich auch genau (wollen es aber nicht sagen), dass das so irre gar nicht ist: Selbst wenn die Eigenkapitalquote der DB - wie neusterdings - mit 10 Prozent angesetzt wird, dann braucht man für eine Rendite von 25 Prozent bei 3 Prozent Fremdkapitalzins nur eine Gesamtkapitalrentabilität (Gewinn vor Zinsen also) von 5,2 Prozent. Das kann sich ja durchaus ergeben bei der allgemeinen hektischen Nachfrage nach Refinanzierung zu Niedrigzinsen.

(Aus den Kommentaren beim Spiegelfechter)

Es kostet richtig Arbeit, da noch durchzusteigen: die 25% kommen zustande, weil die Deutsche Bank einfach nicht davon herunter kann, mit gewaltigen Hebeln zu arbeiten:

Die Empörung war groß. Ackermann hat - mitten in der Krise - sein Viertele erreicht: 25% Eigenkapitalrendite (NB: Wobei 80% der Leute, die sich darüber aufregen, gar nicht wissen, was eine Eigenkapitalrendite ist und diese hohe Eigenkapitalrendite viel mehr darauf zurück geht, dass die Deutsche Bank viel zu wenig Eigenkapital hat als dass die Rendite viel zu hoch wäre ...)

Egghat

In allgemein verständlichen Worten: es ist den Jungs bei der DB derart ins Blut übergegangen, mit geliehenem Geld um sich zu werfen, daß sie selbst dann nicht in ihrem Tun gestoppt werden, wenn ihnen die Folgen ihres Handelns derart um die Ohren gehauen werden, daß das eigentlich richtig weh tun müßte.

Sollte man vermuten. Dummerweise hat sie das bloß taub gemacht.

(Angeschubst von den NachDenkSeiten)

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