29.3.2009

Åsa Larsson - Sonnensturm

Sonnensturm - Weiße Nacht - Der schwarze Steg

Die Romane Åsa Larssons um die Wirtschaftsanwältin Rebecka Martinsson werden unter der Rubrik „Krimi” abgelegt, gehen aber über die Grenzen dieses Genres weit hinaus. Es wird jeweils von einem Mord berichtet, es gibt neben Rebecka (die aus unterschiedlichen Gründen jeweils in den Fall verwickelt ist) eine Inspektorin, die mit ihrem Team die Ermittlungen führt, und zum Schluß findet sich auch ein überführter Schuldiger. Soweit folgt das dem gängigen Schema. Damit hat es aber auch schon ein Ende.

Es geht hier weniger um das Rätsel, das die unterschiedlichen Spuren aufgeben und den Gang der Ermittlungen bestimmen, als vielmehr darum, wie es zu dem Mord überhaupt kommen konnte. Hier laufen keine nur durch einen unerklärlichen Wahn motivierten Serienmörder herum, sondern es finden sich ganz normale Menschen, die Umständen ausgesetzt sind, denen sie nichts mehr entgegenzusetzen haben als Gewalt - deren letzte Zuflucht es ist, zu töten.

Der Prozeß, in dem dies sich langsam zuspitzt, wird in allen drei Büchern präzise und nachvollziehbar geschildert, wobei ein z.T. hochkomplexes Gewebe aus Rückblenden, unterschiedlichen Sichtweisen desselben Geschehens, und Gedankengängen der Figuren entsteht. Dabei schreibt Åsa Larsson nicht aus einer Position der moralischen Empörung, sondern erzählt nur - mit eisiger Präzision -, was mit ihren Protagonisten passiert. Sie sucht auch nicht nach psychologischen Begründungen, sondern schildert lediglich aus der Perspektive der Figuren, was geschieht, und was diese bewegt.

Åsa Larsson ist Jahrgang 1966 und hat als Steueranwältin gearbeitet, bevor sie vor wenigen Jahren mit dem Schreiben begann. Vor diesem Hintergrund wird es immer dann richtig spannend, wenn wirtschaftliche Machenschaften im Mittelpunkt der Handlung stehen, wie im dritten Buch. Auch über die freikirchliche Bewegung, die im ersten Band eine wichtige Rolle spielt, kann Larsson aus eigenem Erleben berichten, war sie doch lange Jahre Mitglied in der schwedischen Missionskirche.

Die Romane spielen im äußersten Norden Schwedens in Lappland jenseits des Polarkreises, wo die Winter regelmäßig Temperaturen von mehr als dreißig Grad unter Null mit sich bringen, und man nur durch den Aufenthalt im Freien binnen Minuten in Lebensgefahr geraten kann. Die Schilderungen der Natur in diesen Breitengraden nehmen einen gewissen Raum ein und geben mehr als bloß einen Rahmen für die Handlung - gelegentlich war ich schon ganz froh, gemütlich neben der warmen Heizung zu sitzen, und den Ermittlern auf ihren Wegen durch die ewige Winternacht nur lesend zu folgen.

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