13.2.2009

Cubase 5 - VST-Expression (2)

(Themenanfang)

Solange man sich auf die mitgelieferten Sounds beschränkt, kann man das dahinter liegende Konzept links liegen lassen. Auf der Cubase-DVD findet sich neben dem „Expression Set” noch eine Variante vom „Halion Symphonic Orchestra” (allerdings leider nur als ein auf 90 Tage limitiertes Demo), mit der man gängige Spieltechniken der wichtigsten Orchesterinstrumente via VST-Expression steuern kann. Außerdem haben einige Drittanbieter angekündigt, daß sie ihre Libraries entsprechend anpassen wollen - Garritan, Vienna Symphonic Library und Peter Siedlaczek stehen da in Kontakt mit uns.

Es ist also durchaus möglich, die verfügbaren Artikulationen im Key- und Score-Editor einfach bloß zu verwenden, auch ohne Einblick in die zugrunde liegenden Konzepte. - Spätestens, wenn man eigene Sounds einbinden will, muß man sich jedoch mit dem Setup-Dialog auseinandersetzen.

Unten sieht man den Setup-Editor, wie er sich im Gitarrenbeispiel präsentiert (Klick für einen Screenshot in Originalgröße).


Das Konzept ist im Prinzip recht simpel: für jedes Instrument gibt es eine Expression-Map (im Dialog findet sich ganz links die Liste aller im Projekt verwendeten Maps), die ihrerseits aus einer Anzahl Sound-Slots besteht (in der Mitte). Es ist immer genau ein Sound-Slot „aktiv” - er wird dies, wenn 1) der ihm zugeordnete Remote-Key „live” gespielt wird, oder 2) der Player an den ihm zugeordneten Symbolen beim Abspielen der Sequenz „vorbei kommt”. Die Remote-Keys dienen lediglich dazu, die Slots im Livebetrieb oder bei der Aufnahme anzusteuern - sie werden nicht in Form von Noten aufgenommen, sondern als jene Symbole, die dem Slot zugeordnet sind.[1]

Wenn man in dem Beispiel oben während der Aufnahme ein „F1” auf dem Keyboard drückt, wird der „Pick-Harmonic”-Slot aktiviert und über alle dann einkommenden Noten so lange ein Rauten-Symbol gesetzt, bis die Taste wieder losgelassen wird. Wenn man diese Aufnahme wieder abspielt und der Player dann über ein Rauten-Symbol stößt, sucht er in der Liste den ihm zugeordneten Slot, und aktiviert ihn.

VST Expression Inspector

Den aktuell aktivierten Sound-Slot kann man im Track-Inspektor des Arrange-Windows sehen. Dabei markiert der linke Pfeil den aktiven Slot für den Live-Input bzw. die Aufnahme; der rechte jenen, der derzeit für die Wiedergabe des Sequenzers aktiviert ist.

Im Dialog - rechts oben im Screenshot, unter „Output Mapping” - kann man bestimmen, was geschieht, wenn ein Slot aktiviert wird: dann wird entweder ein Key-Switch an den Sampler geschickt, ein Programmwechsel ausgelöst, oder aber auch die „über ihn gesendeten” Noten auf einen anderen MIDI-Kanal geroutet, oder in Lautstärke oder Länge verändert.

Unten rechts werden - unter „Articulations” - die verfügbaren Symbole eingetragen. Das wichtigste Feld ist hier die „Type” -Rubrik, in der man bestimmt, ob man es mit einem „Attribute” oder einer „Direction” zu tun hat. Eine Direction gilt solange, bis eine andere sie ablöst - ein typisches Beispiel ist ein „pizz” (gezupft), das solange gültig bleibt, bis ein „arco” (gestrichen) die Anweisung rückgängig macht. Ein Attribute ist hingegen nur auf die Note bezogen, auf oder unter der es notiert ist - ein Staccato-Punkt etwa. Wenn über der nächsten Note dieser Punkt nicht wiederholt wird, ist die Anweisung aufgehoben, und der Sequenzer schaltet auf das „Default” zurück.

  1. [1] OK - ganz so simpel ist das wohl doch nicht. Dabei leuchtet das Konzept allen Usern fast unmittelbar ein, die auch das Problem kennen, das es zu lösen gilt. Umgekehrt ist es Musikern kaum zu vermitteln, die sich bei ihrer Arbeit von der Metapher des „Instruments” gelöst haben, und z.B. in Loops denken. - Das ist aber noch ein anderes Thema.

[Wird fortgesetzt]

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