8.12.2008

Musikproduktion am Computer (Sampler)

(Themenanfang)

Sampler gehören zu einer spezielle Gattung von elektronischen Musikinstrumenten, die irgendwo zwischen Synthesizer und Tonbandgerät angesiedelt ist. Das sind MIDI-Geräte, die von Kontrollinformationen gesteuert werden - dabei generieren sie ihre Sounds jedoch nur teilweise elektronisch, und geben in erster Linie digitale Audioaufnahmen wieder.

Ein „Sample” ist ein Schnipsel Audio - die digitale Aufnahme z.B. von zwei Sekunden vom Alt-Saxophon auf dem zweigestrichenem „Es” in einer bestimmten Lautstärke. Ein Sampler-„Sound” (ein vom MIDI-Keyboard spielbares Altsaxophon etwa) ist zusammengesetzt aus einer ganzen Anzahl von Samples - einer Sammlung aus in verschiedenen Tonhöhen und Lautstärken gespielten Tönen jenes Saxophons. Auf diese Aufnahmen greift die Elektronik zurück, wenn sie ein MIDI-Kommando erhält - wenn ein Ton in einer verlangten Tonhöhe als Audiodatei vorliegt, wird diese direkt abgespielt, andernfalls wird ein möglichst dicht daneben liegender Ton gesucht und „gepitcht”[1]. Ähnliches gilt für Lautstärke und - ganz prominent - Tondauer: wenn ein Sample bis zum Ende abgespielt wurde, der Ton aber immer noch weiterklingen soll, spielt der Sampler eine Endlosschleife zwischen zwei vorher vom Sounddesigner festgelegten „Loop”-Punkten.

Diese beiden Eingriffe - Pitchshift und Looping - allein sind schon kritisch genug, um Sounds aus dem Sampler eine hörbare „Künstlichkeit” zu verleihen. Dabei sind allerdings heute verfügbaren Pitchshift-Algorithmen ausgefeilt genug, um es zu erlauben, selbst eine komplette Gesangsaufnahme in einem gewissen Rahmen zu transponieren, ohne daß dies groß auffällt (von mikrotonalen Eingriffen ganz zu schweigen, mit denen man z.B. Ungenauigkeiten in der Intonation glattbügeln kann) - zudem stellen Speicherplatz und Busgeschwindigkeit heute kein (größeres) Problem mehr dar, so daß man Samples auf jedem Halbton, in zahlreichen „Velocity Layers” und ausgiebiger Länge benutzen kann, und trotzdem noch Luft genug hat, vier oder acht oder noch mehr Töne gleichzeitig zu spielen.

Bei guten Sample-Libraries hat man es letztlich mit (technisch hervorragenden) Aufnahmen von Naturinstrumenten zu tun, die man hinterher Ton für Ton beliebig miteinander verknüpfen kann. Man würde erwarten, daß man keine Probleme hat, mit diesen Mitteln mein Beispiel - das Altsaxophon - auf einem MIDI-Keyboard zu spielen, oder es zumindest im Nachhinein auf dem Computer so nachzustellen, daß es vom Original ununterscheidbar wäre. Das ist aber nur in einem sehr eingeschränkten Maße möglich - und zwar selbst für jemanden, der das Instrument bis ins Detail kennt, und auch sämtliche Möglichkeiten der Computertechnik auszuschöpfen versteht. Diesen - sehr seltenen - Typus Musikers gibt es tatsächlich, und der löst das Problem auf die einzige wirklich befriedigende Weise: er holt sich einen guten Saxophonisten ins Studio.

  1. [1] Glossar:
    Sample = Audioaufnahme (idR kurz und monophon)
    Pitch = Tonhöhe - -shift = dessen Manipulation
    Velocity = Lautstärke bzw. Anschlagsgeschwindigkeit
[Wird fortgesetzt]
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