8.11.2008

Jedermann-Supermoto mit Lothar Schauer

Das war erst die eine Hälfte dieses Motorrad-Wochenendes, und ich hänge jetzt schon heftig in den Seilen. Diese Supermoto-Heizerei auf einer Kartbahn mit ihren superengen Kurven ist eine weit größere körperliche Herausforderung, als man das zunächst vermutet - das strengt mehr an als die "großen" Rennstrecken, auf denen man auf den Graden ja auch mal ein Päuschen einlegen kann. Hier hingegen kommt eine Kehre nach der anderen, und selbst wenn man auf einer Supermoto kein Hanging-Off fährt, ist allein das Heben des kurveninneren Beins eine Aktion, die Muskeln aktiviert, die sonst ein gewisses Schattendasein führen. - Ich bin gespannt, wie das morgen Abend aussieht - wahrscheinlich reicht die verbliebene Energie dann nicht mal mehr für einen Blogeintrag.

Abgesehen davon, daß es Heidenspaß macht, mal wieder auf dem Motorrad am Gas zu ziehen, habe ich heute ein paar richtig spannende neue Sachen gelernt. Lothar erzählt in einem Theorieblock einiges über Kurvenfahren und Bremsen in der Schräglage - das habe ich jetzt zwar schon zum dritten Mal gehört, bin aber erst nach meinen Fortschritten in der letzten Saison in der Lage, die Tips in der Praxis - nun: anzutippen; umsetzen kann ich sie lange nicht, es reicht gerade mal, da gewissermaßen "reinzuriechen".

Aus der Kurve heraus...

In der Kurve muß man stetig am Gas bleiben - klar, das weiß ich schon länger (und habe das auch in allen Renntrainings so getan): man muß eine Linie finden, die es erlaubt, stetig zu beschleunigen, weil man es sonst mit einem weichen Hinterrad zu tun bekommt. Auf einem Kurs, der quasi ausschließlich aus engen Kehren besteht, ist es aber nicht einfach - oder sogar unmöglich -, solch eine Linie zu finden. Wenn man die Bögen auf der Ideallinie fährt, trägt es einen nach dem Scheitelpunkt derart weit heraus, daß man einfach keinen Platz mehr hat, um die darauf folgende Kehre (die natürlich in die Gegenrichtung geht) von außen anzufahren - man ist dann ständig am Kreuzen.

...und in sie hinein

Wesentlich schneller wird das, wenn man in die Kurve hinein sticht und hart in sie hineinbremst, und zwar bis das Moped fast zum Stehen kommt. Es wird jetzt nicht mehr durch Kreiselkräfte stabilisiert - man kann den Lenker in jene Richtung drehen, in die man als nächstes will, und das kippende Moped durch Aufreißen des Gashahns wieder auffangen und fast geradeaus in Richtung nächste Kurve beschleunigen. - Das hört sich wild an, funktioniert aber tatsächlich, und ganz langsam bekomme ich den Bogen raus.

Gewaltig stört jetzt bloß, daß man bei dieser Aktion nicht mehr schön brav auf der Geraden abbremst, um danach erst mit Lenkimpuls in die Schräglage zu fallen. Wenn man in die Kurve hineinsticht, muß man in Schräglage bremsen - und jeder Fahrlehrer erzählt einem im allerersten Unterricht, daß dies ein Ding der Unmöglichkeit und um jeden Preis zu vermeiden sei. Einen entsprechenden Fahrstil vorausgesetzt geht es aber eben doch, und zwar auch mit einer echten Vollbremsung.

Bremsen in Schräglage

Zunächst: gebremst wird auch hierbei mit der Vorderbremse - wenn man die Hinterbremse verwendet, um das Tempo zu verzögern, fliegt man mit rutschendem Hinterrad von der Bahn. Trotzdem stellt man den Fuß auf die Hinterbremse - relativ behutsam, man haut nicht einfach vehement drauf. Das Hinterrad wirkt auf diese Weise gegen die Neigung des Vorderrads, in Richtung Kurveninneres wegzubrechen (man muß nur mal versuchen, ein Motorrad mit stark eingeschlagendem Vorderrad zu schieben, und dann die Vorderbremse zu ziehen: es drückt vehement in dieselbe Richtung, in die der Lenker zeigt). Man stabilisiert also mit der Hinterbremse das Vorderrad - genauso übrigens, wie man das beim Herausbeschleunigen tut, bloß "andersherum", nicht mit Gas, sondern mit der Bremse.

Soweit, so gut, und bis zu diesem Punkt habe ich das - nach und nach, unter ganz behutsamen Tasten - auch hinbekommen - bis das kam, wovor Lothar gewarnt hatte: das Hinterrad beginnt zu stempeln. Der Grund ist einfach: das Hinterrad wird abgebremst, und will dadurch in eine andere Richtung als der Motor, der ja nach wie vor an der Kette zieht. Dadurch kommt es erst einmal zu einem heftigen Rucken - und wenn man nicht aufpaßt, schaukelt sich dieses Rucken ganz schnell auf und bewirkt unweigerlich den Abflug. Um dies zu vermeidenn, muß man die Kupplung ziehen, um die Verbindung zwischen Hinterrad und Motor schlicht zu kappen. Man muß dann, je stärker man in die Vorderradbremse geht, die Kupplung wieder kommen lassen - schließlich braucht man am Kurvenscheitel gleich wieder Leistung, um das Motorrad aus der Schräglage zu ziehen.

Theorie ist die Mutter aller Vorsicht

Letzteres ist für mich erst einmal Theorie, und ich bin nicht sicher, ob ich es morgen hinbekomme, auch noch die Kupplung in den Ablauf hineinzunehmen. Dummerweise kann die Stempelei einen sehr schnell überraschen, wenn man auch nur wenig härter in die Vorderbremse greift - ich werde das also sehr sachte angehen lassen. Auch bei den niedrigen Geschwindigkeiten kann man sich nämlich richtig wehtun: ringsum ist man von harten Reifenstapeln umgeben, an denen man sich schon mal die Knochen brechen kann. Andererseits werde ich diese Übung ganz bestimmt nicht bei hundert Sachen oder mehr versuchen, und dann noch mit einer Rennmaschine, die, Lothar zufolge, sehr viel kritischer auf solch ein Manöver reagiert. Also: vorsichtig; zunächst muß die Koordination der Bewegungsabläufe stimmen, dann kann ich gucken, ob man auch ein wenig härter in die Bremse kann.

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