26.10.2008

Werner Herzogs Parzifal und die Heavy-Metal-Finnen von Pro7

Werner Herzog hat den Parzifal inszeniert - Premiere war, wie man einem Interview in der Wochenendausgabe der SZ mit ihm entnehmen kann, gestern in Valencia. In der Befragung durch Reinhard Brembeck poltert einer, der nun wirklich nicht zu den beiseitigen Gestalten der deutschen Kulturszene gehört, über das Regietheater:

Es ist unvermeidbar, wenn Sie den "Parsifal" inszenieren, dass Sie den Gral enthüllen und sichtbar machen. Sie können das Stück nicht im KZ Auschwitz spielen lassen, oder in einer Kohlemine, oder Parsifal auf eine Harley Davidson setzten. Das ist Unsinn, und das sogenannte Regietheater hat da auch zu viel Unsinn getrieben. Das ist zum Glück jetzt als totale Fehlentwicklung erkannt [...]

Einige Absätze weiter heißt es:

Ich kann ja keine Noten lesen. Ich muss das im Vorfeld ganz schnell klären, und dem Dirigenten sagen: 'Können Sie damit leben oder nicht?' Aber ich höre sehr genau hin, und ich kann - nicht unbedingt verstehen, aber ich kann sehr klar Musik in mir aufnehmen und in praktische Arbeit umsetzen.



Gestern Abend lief auf Pro7 eine Komödie, bei der ich ausnahmsweise hängen geblieben bin: "Machen wir's auf Finnisch": Annikas Prahlerei mit ihren Sprachkenntnissen bringt ihr eine Praktikantenstelle bei einem Plattenlabel ein, für das sie eine Boygroup für einen Wettbewerb einkaufen und trainieren soll. Der Einkauf bringt ein unerwartetes Resultat, weil sie mit ihrem finnisches Gestotter statt der Boygroup eine Band mit ähnlich klingendem Namen anheuert - die sich als härteste Punk/Hardrock/Metal-Truppe entpuppt, die man nur denken kann.

Es geht hin und her; Annika versucht, aus den Chaoten, die nur ihren Trieben - saufen, ficken, Gitarre spielen - nachgehen, etwas zu machen, was vor den Augen ihres Chefs reüssieren kann. Auf dem Höhepunkt ihrer Bemühungen erscheint sie im Proberaum mit einer von ihr verfaßten Ballade im Boygroup-Stil, und legt den Jungs die Notenblätter vor - die spielen ihre Komposition mit zunehmend länger werdenden Gesichtern - strecken ihr zuletzt die Zunge raus, und rocken weiter wie am Anfang.



Diese beiden Geschichten haben durchaus einen gemeinsamen Anker - ich fürchte, ich muß etwas Aufwand treiben, um den zu erklären.

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