Andreas Eschbach - Ausgebrannt

Ein junger Marketingmann kommt nach Amerika, und will unbedingt ins große Geschäft, OPM, OPI, lautet sein Credo - "Other People Money", "Other People Ideas". Der Traum scheint sich zu erfüllen, als er zufällig einem älteren Erdölspezialisten begegnet, der eine wundersame Methode entwickelt hat, neue Ölvorkommen zu entdecken - eine Erfindung, die eine langsam aufs Energiedesaster zusteuernde Menschheit dringender bedarf als alles andere, und deren Verheißungen umgehend die Türen zum richtig großen Geld eröffnen.

Ging es im ersten Teil um die Machenschaften hinter der Bühne der Hochfinanz, wird im zweiten eine Welt nach dem Peak Oil geschildert: die Erdölproduktion läßt sich nicht länger erhöhen, obwohl der Bedarf weiterhin steigt. In einem Szenario, das eine Generation in die Zukunft reicht, schildert Eschbach eine Welt, deren globalisierte Wirtschaft in einer gigantischen Krise komplett untergeht, und die, weil sie nicht im mindesten für den Wegfall ihrer bedeutendsten Resource vorbereitet war, zurückfällt in die Zustände des 19.Jh.

Eschbach ist sicherlich niemand, der irgendwelchen Wert auf schriftstellerische Finessen legt. Die Beschränkung auf einen recht überschaubaren Wortschatz hat er ebenso von seinen amerikanischen Bestseller-Vorbildern übernommen, wie die Technik des Aufbaus von Spannung durch ermüdend schematische Cliffhanger am Ende jedes Kapitels. Es hilft da wenig, wenn er mit der Montage unterschiedlicher Zeitebenen dramaturgische Virtuosität vorgaukeln möchte: diese Technik gehört mittlerweile zum Schema-F des Genres.

Glücklicherweise hat er aber von Crichton & Co. die Angewohnheit übernommen, sehr aufwendig und präzise über die Hintergründe zu recherchieren, auf die die Handlung aufsetzt - alles, was mir selber über die Zusammenhänge bekannt ist, wird fehlerlos wiedergegeben, so daß ich vorsichtig vermute, daß auch der (große) Rest dessen, was mir neu und unbekannt ist, zutrifft. Hinzu kommt, daß hier die Hintergründe derart vielschichtig und umfassend sind, daß sie das Buch "übernehmen" (wie man in Wirtschaftskreisen sagen würde), und man die Schemata aus Handlung und Charakteren in Kauf nehmen kann. Der dritte positive Punkt betrifft die relative Unaufgeregtheit, mit der die Fahrt in den Abgrund beschrieben wird: es kommt zwar schlimmer, als man sich das zunächst ausmalt - wie immer nach einem historischen Einschnitt geht es aber weiter, ohne daß die Geschichte der Menschheit zu Ende ist.

Bei eine Lesegeschwindigkeit von 100Seiten/Std. war dies eine Lektüre, mit der ich ein - sonst eher unbenutzbares - Wochenende außerordentlich gern verbrannt habe.

(Über den Begriff des Peak Oil gibt es im Fischblog eine lesenswerte Zusammenfassung).