21.9.2008

Über Rhythmik (6)

(Themenanfang)

Es gibt – um das vorangegangene zusammenzufassen – zwei Ebenen, auf denen rhythmisches Empfinden stattfindet: auf der der Gleichförmigkeit (auf der „”Verteilungs"-Achse [1]) des Pulses, und jener der Klarheit, in der er dargeboten wird.

Auf der Horizontalen finden sich links „objektive Time”, und rechts „zufällige Ereignisse” – dazwischen stehen die Unterschiede zwischen einem Live-Schlagzeug und einer Drummachine, agogische Verzögerungen, oder das völlig mißratene Timing einer Schülerband.

Auf der Vertikale stehen unten einfache Achtel- oder Sechzehntel (womöglich ständig präsent auf Becken oder HiHat), oben komplexe rhythmische Verhältnisse wie ein „6 gegen 7”, aus denen ein Puls sich kaum noch oder gar nicht mehr extrahieren läßt – dazwischen einfachere Überlagerungen, wie eine „2” gegen „3”, aber auch im Grunde einfache rhythmische Figuren, in denen das Ohr sehr viele Punkte auf dem Raster des Pulses hinzudenken muß, z.B. in einem sehr langsamen Tempo, in dem dann noch nur wenige Akkorde klingen.

Die rhythmische Orientierung geht immer mehr verloren, je weiter man sich in diesem Graph nach oben oder rechts bewegt. Interessanterweise nimmt das rhythmische Empfinden überproportional ab, wenn man nach oben und gleichzeitig nach rechts geht.

Eigentlich liegt der Zusammenhang klar auf der Hand: wenn man es mit komplexen Überlagerungen zu tun hat, und der Interpret gleichzeitig mit Agogik arbeitet, wird es wesentlich schwerer, die rhythmischen Strukturen zu durchschauen, als wenn diese in computergenauer Time ausgeführt würden. Mit anderen Worte: je mehr der Puls einer rhythmische Situation verborgen ist, desto präziser muß sie ausgeführt werden, um noch zu „funktionieren”.

  1. [1] Die Begriffe muß ich ganz offenkundig noch gerade ziehen.
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