15.9.2008

Über Rhythmik (4)

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Musikalischer Puls muß nicht notwendig mathematisch präzise sein, um Rhythmus zu strukturieren; ein besonderes, trotzdem sehr typisches Beispiel sind „swingende” Achtel.

(1)

Das Beipiel oben ist ein Screenshot aus einem von Cubase's Editoren: im grünen Bereich ist das „Zeitlineal”, in dem jeder senkrechte Strich eine Sechzehntel markiert (die „3” in der Mitte ist die dritte Zählzeit im Takt). Die roten Rauten stehen exakt unter jedem zweiten Strich, und sind demnach präzise Achtel.

(2)

Hier ist jede zweite Achtel nach rechts verschoben, und zwar soweit, daß sie präzise auf den Triolen-Achteln liegt. – Der gehörte Puls verschiebt sich auf die Ebene der Triolen; man hört innerlich in den weißen Zwischenräumen eine weitere Note.

(3)

Im dritten Beispiel schließlich liegt das jeweils zweite Achtel (die „Off-Beats”) genau in der Mitte zwischen „Gerade” und „Triolisch”. Im Modernen Jazz ist dies die Grundfigur, die z.B auf einem Ride-Becken ständig präsent ist, und tatsächlich als kontinuierlicher Puls wahrgenommen wird. Diese Form des Pulses ist nicht mathematisch präzise, und es gibt zahllose Varianten und Zwischenstufen – man spricht vom „Swingfaktor”, wenn man ein Maß für den Grad der Verschiebung der Down- und Off-Beats zwischen „Gerade” und „Triolisch” braucht.

(4)

Im letzten Beispiel sieht man oben die „swingenden” Achtel aus Beispiel 3, darunter „gerade” Achtel, die jedoch mit den Off-Beat des Swings zusammenstoßen. In etwas übertrieben schematischer Form ist dies das, was Saxophonisten oder Gitarristen rhythmisch machen, wenn sie „cool” und „layed back” ihre Soli spielen: die Down-Beats kommen enorm spät hinter den schweren Zählzeiten der Begleitung, die Offs hingegen sind stark betont, weil sie sich mit denen der anderen decken. Dabei verschiebt sich das Empfinden für den maßgeblichen Puls nicht auf die „gerade(ren)” Achteln; dominierend bleibt weiter das „swingende” Muster.

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