Trial-Training

Anfangs lief das heute durchaus ermutigend an: ich durfte, noch vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung, eines der Trial-Motorräder warm fahren, kurvte immer enger um die Pylonen auf dem Eingangsparcour, und war optimistisch, im Lauf des Tages die Kehren in Schrittgeschwindigkeit noch in den Griff zu bekommen.

Trail ist ja eine sehr spezielle Art, Motorrad zu fahren: man ist auf einem Moped unterwegs, das weder eine Sitzbank hat (man fährt im Stehen), noch einen Tank, über den man sich mit den Knien Kontakt verschafft; zudem legt man sich nicht in die Kurven, sondern drückt das Maschinchen in sie hinein, während man sich in die andere Richtung lehnt. Das sind fast schon Fahrräder, mit einem Gewicht von gerade mal gut 70kg (die meisten Fahrer wiegen da mehr), und einem ganz anderen Verhältnis zwischen Fahrer und Gerät, als man dies von den "großen" Maschinen her kennt.

Als "fortgeschrittener" Fahrer (für diese Kategorie qualifiziert durch ein Training im Jahr zuvor) durfte ich, mit Beginn des regulären Trainings, die Maschine des Chefs fahren - und war erst einmal nur damit beschäftigt, einen bockenden Zweitakter mit 250ccm irgendwie dazu zu bewegen, weder - ohne Gas - umzufallen, noch - in der Kurve, mit minimal möglichem Gas - den Lenker ruckartig grade zu biegen. Man unterschätzt diese kleinen Biester nur allzu leicht, man hat da Drehmoment ohne Ende selbst in Schrittgeschwindigkeit.

Beim zweiten oder dritten Versuch, eine simple Runde im Gelände zu drehen, habe ich in einer Kehre, knapp vor dem Umfallen, ein wenig Gas gegeben - und hatte es plötzlich mit einem wild nach vorne gallopierenden Bock zu tun, der mich nach hinten warf, meine Gashand dazu brachte, nach unten zu rutschen und nur noch mehr am Hahn zu ziehen, was mich und das Moped durchs Gebüsch buxierte und das Moped (ohne mich, ich hatte klein beigegeben, die Hände losgelassen und mich mit dem Bauch gebremst) einige Meter im 45-Grad-Winkel einen Abhang hochschießen ließ.

Netterweise war der Untergrund weich, und mir ist nicht mehr passiert, als daß ich mich später fragen lassen mußte, warum ich nach Kartoffeln gebuddelt hätte - und die Trial-Maschinen sind leicht und robust und mit solch einem simplen Anschlag nicht ansatzweise klein zu kriegen. - Spätestens von diesem Zeitpunkt an war mein Verhältnis zum Motorrad jedoch ernsthaft gestört. Ich habe mir beim Fahren nur noch selber zugesehen, traute weder meiner Gashand, noch der Situation im Gelände, und habe selbst simple Kehren nicht (mehr) hinbekommen. Schade. Doof. - Ich habe relativ früh komplett Schluß gemacht, und dem Rest der Truppe, mehr oder weniger neidisch, nur noch zugesehen.

Um das noch ganz klar zu sagen: das Training selber war Spitze. Lars Liffers ist nicht nur ein ganz außergewöhnlicher Fahrer, sondern auch als Leiter eines Trainings richtig gut: er hat einen präzisen Blick für den individuellen Stand der Dinge bei jedem der Teilnehmer, und motiviert mit maßgeschneidertem Lob - daß er darüber hinaus sehr genau klar machen kann, wie man bestimmte fahrerische Herausforderungen angeht, versteht sich fast von selbst.