Menschennatur (2) - 2.Versuch

Definiere: "Ich". - Das dürfte nur gelingen, wenn das "Du" mit definiert wird - dann aber wird es (vermeidlich) einfach.

Definiere: "Natur". - Wo ist da der impliziert mitgedachte Antipode? Der Mensch?

Zunächst scheint das auf der auf der Hand zu liegen: wenn ich einem "Du" gegenüber stehe, liegt die Fremdheit jenseits einer unüberwindbaren Grenze ebenso explizit auf der Hand wie dort, wo ich Natur gegenüber trete. Beim "Du" kommt jedoch jene Empathie hinzu, die ich jemandem entgegen bringe, der wie ich Mensch ist. In der Natur hingegen treffe ich das meinem Wesen völlig Fremde - sie ist mir zutiefst entgegen gesetzt und unwiderruflich fern.

Wo ich einen Körper habe, da ist Natur Stein, und wo ich lebendig bin, da ist sie ewig.

Trotz dieses Abstands bin ich, vermittelt über das Spiel mit Genen und Sterblichkeit, selber ein Bestandteil von Natur. Was mir aus solch ungeheurem Abstand entgegen tritt, bin ich auch selber. Vielleicht liegt es an diesem Widerspruch, daß ich mich manchmal, in tiefster Entfremdung, so sehr nach meinem Urzustand in der Natur sehne (ohne ihn je finden zu können).

Menschsein bedeutet, im ständigen Widerstreit mit Natur zu stehen, im Versuch, sie zu beherrschen - dies ist die Nische des Überlebens unserer Spezies. Der planende Verstand ist in der Lage, sich über die naturgegebenen Widerstände hinwegzusetzen: durch ihn baut der Mensch Häuser, um dem Wetter zu trotzen, bebaut Felder, um dem Spiel der Jahreszeiten mit Vorratshaltung zu begegnen, und macht sich schließlich den Urgrund der Schöpfung nutzbar, die Welt der Atome.

Dabei hat dieser Triumph eine dunkle Kehrseite. Einzelne Menschen bewirken in diesem Kampf gar nichts, dies gelingt erst größeren Gruppen. In der Auseinandersetzung mit Natur entsteht Gesellschaft.

[Etc. - ich lasse auch das erstmal so stehen. Die ersten vier Absätze gefallen mir etwas besser als die Hinführung imersten Anlauf - danach geht mir aber mal wieder die Puste aus.]