Harzring (3)

(1. und 2. Teil).

Als ich letzten Freitag kurz vor elf Richtung Harz starten wollte, weigerte sich die ZX6 anzuspringen. Die Batterie war kurz vor dem Ende - toll, wo das noch tags zuvor überhaupt kein Problem war. Nachbarn und Freunde waren unterwegs bzw. haben hier in der Hamburger Innenstadt erst gar kein Auto, so daß ich auf die Dienste eines Taxis angewiesen war. Der Sprit reichte für die nächsten vierzig Kilometer, und ich ging davon aus, daß sich über diese Distanz die Lichtmaschine des Themas angenommen hat. Bis dahin durfte der Motor natürlich nicht ausgehen, und das tut er bei der minimalen Masse der Zylinder recht gerne, gerade, wenn man aus höheren Drehzahlen zurück in den Leerlauf will. Also rollte ich gasspielenderweise an rote Ampeln heran, und fand mich damit ab, daß man mich für einen depperten Angeber halten mußte.

In Lauenburg, nach dem Tanken, ging der Anlasser immer noch nicht. Diesmal gab es kostenlos Hilfe, aber meine gute Laune hatte ernsthaft Schaden genommen. "Bloß den Motor nicht ausgehen lassen", wurde zum Mantra während der nächsten Stunden. Richtig eklig wurde es, als mich die Navigation zweimal über diverse Neben-Nebenstraßen lotste, die in unbefestigte Wege übergingen, in einem Fall auch noch in recht tiefen Sand, in dem das Moped unbeherrschbar am Rutschen war. Vollauf damit beschäftigt, irgendwie mit beiden Füßen das Gleichgewicht zu halten, mußte ich gleichzeitig immer auch am Gas ziehen. Nur nicht den Motor ausgehen lassen, hier bin ich komplett allein, vielleicht dauert es Stunden, bis mir jemand helfen kann – so ungefähr liefen meine Gedanken in immer schnelleren Kreisen [1].

Dann fuhr ich endlich die Holperpiste zur Pension hoch und sah den Parkplatz schon vor mir, als das Moped plötzlich – im Schritttempo – in ein mörderisches Gebrüll überging. Völlig verblüfft schaute ich an der Maschine herunter, blickte mich um, und sah den kompletten Auspuff zehn Meter hinter mir auf der Straße liegen. Der Wirt kam mir entgegen, schüttelte den Kopf und mochte es ebenso wenig glauben wie ich. Im Lauf der Fahrt müssen sich die Schrauben, die den Topf an der Chassis halten, losgeschüttelt haben und abgefallen sein, bis ihn nur noch die untere Manschette festhielt. Das funktionierte natürlich nur für kurze Zeit – umso verrückter, daß die Konstruktion sich erst in letzter Sekunde verabschiedete.

Schließlich hatte ich, völlig unverdient, noch ein zweites Mal Glück im Chaos, als sich – Freitag Nachmittag um vier! – der Betreiber einer Autoschrauberei ein paar hundert Meter weiter dazu breitschlagen ließ, sich der Sache anzunehmen. Er hat mich eine Weile betteln lassen, dann aber nach fünf Minuten die Sache erledigt, wofür er nicht einmal Geld nehmen wollte (ich habe ihm, richtig dankbar, zwanzig Euro für die Kaffeekasse spendiert).

Aber ich vermute mal, man glaubt mir von dieser Story eh kein Wort.

  1. [1] Nach dem nächsten Tankstop war die Batterie endlich wieder soweit aufgeladen, daß der Starter seine Dienste tat. Ich hatte zuhause mein Ladegerät noch rasch in den Rucksack gestopft, und konnte so die Batterie in der Pension ein paar Stunden nachladen - am nächsten Morgen lief die Maschine auch problemlos los, nur um nach dem Stop an der Tankstelle erneut nach Starthilfe zu verlangen. Auf dem Harzring konnte ich eine neue Batterie ordern; danach war endlich Ruhe.