14.5.2008

Mode / Fashion (2)

(Themenanfang)

Mode [...] bezeichnet die in einem bestimmten Zeitraum und einer bestimmten Gruppe von Menschen als zeitgemäß geltende Art, bestimmte Dinge zu tun, Dinge zu benutzen oder anzuschaffen, sofern diese Art, etwas zu tun, nicht von großer Dauer ist, sondern im Verlauf der Zeit infolge gesellschaftlicher Prozesse immer wieder durch neue - dann als zeitgemäß geltende - Arten revidiert wird, sofern sie also zyklischem Wandel unterliegt.
(Wikipedia)

In dieser Definition fehlt der Hinweis auf einen entscheidenden, auf den ersten Blick verblüffenden Umstand: Mode ist unsichtbar.

Das Befremden über diese These dürfte daher rühren, daß man "Mode" regelmäßig mit "Haute Couture" gleichsetzt - und die Welt der Couturiers und Catwalks mit ihren schrillen Auftritten ist gewiß alles andere als "unsichtbar" oder Alltag. Der Wikipedia-Eintrag bringt es in seiner Definition aber recht gut auf den Punkt: Mode ist das, was als zeitgemäß gilt - und davon ist eine sog. "Modeschau" letztlich weit entfernt.

Modisch in den Siebzigern waren Jeans und Parka, heute sind das gefärbte Strähnchen und - bis vor kurzem - bauchfreie Tops bei den jungen Mädchen. Irgendwann nimmt man diese Kleidungscodes gar nicht mehr wahr, weil sie jeder befolgt. Auffällig sind dann jene, die sich davon - unfreiwillig oder (halb-)bewußt - absetzen: ein Obdachloser in verschlissener und womöglich verdreckter Kleidung erzeugt ebenso verwunderte (verächtliche, mitleidige) Blicke, wie ein älterer Herr, der auch bei Sommerwetter im Anzug mit Hut und Krawatte unterwegs ist.

Das Tragen einer bestimmten Art von Kleidung ist ein Verhalten, oder das zur Schau stellen einer bestimmten Haltung - letzlich eine Meinungsäußerung. Wie man sich in Kleidungsdingen äußert, ist man in allen anderen Bereichen seines Lebens unterwegs, egal, ob man sich für sein Körpergewicht interessiert, ein bestimmtes Auto fährt, oder sich seine Meinung in politischen Dingen bildet.

Bestimmte Kleidungsstücke kann man heute nur noch im Karneval tragen, wenn man sich nicht komplett lächerlich machen will. Bestimmte Meinungen und Ansichten sind sogar soweit von jeder heute möglichen Denkfigur entfernt, daß man sie deshalb nicht mehr turnen kann, weil das Gerät in Verruf geriet, sie zu üben.

Ich möchte - im Zusammenhang - einmal mehr auf ein Essay von Paul Graham verweisen.

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