28.3.2013

Swing tanzen verboten – eine Fälschung macht Geschichte

Am Ende des derzeit viel diskutierten ZDF-Fernsehspiels „Unsere Mütter, unsere Väter“ gibt es eine bemerkenswerte kleine Szene. […] Für ein paar lange Sekunden bleibt die Kamera an einem Detail hängen, das verlässlich immer wieder dann auftaucht, wenn es um Kulturpolitik des “Dritten Reiches” geht. Auf einer Emailletafel steht in blutroten Fraktur-Lettern: „Swing tanzen verboten.“ Gezeichnet ist das Schild mit dem Schriftzug „Reichskulturkammer“.

[…] Ein solches Schild hat es im Nationalsozialismus nicht gegeben.  […]

Swing Tanzen Verboten

[Die Spur hinter dieser Legende] führt nach Hamburg, allerdings nicht ins Jahr 1941, sondern in die siebziger Jahre. Damals beschließt eine Schallplattenfirma eine Compilation mit Jazz-Musik der Dreißiger und Vierzigerjahre herauszugeben. Als Marketing-Gag für die leicht angestaubte Musik besinnt man sich darauf, dass die fröhlichen Saxophonklänge vor wenigen Jahrzehnten einmal den Nimbus verbotener Bückware besaßen und beschließt das zu tun, was man in Marketing-Kreisen üblicherweise tut: Man beauftragt einen Grafiker mit der Visualisierung.

Das ist schon eine spannende Storry – auch ich hatte das angebliche „Swingverbot“ seit langer Zeit als (vermeidliche) Tatsache im Kopf.

Es lohnt im Zusammenhang ein Blick auf die sehr gute Kritik von „Unsere Mütter, unsere Väter“ von Jan Süselbeck. Dort finden sich wichtige Hinweise, warum sich solch offensichtlich gefälschte Fragmente der Geschichtsschreibung so hartnäckig in der öffentlichen Wahrnehmung festsetzen.

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